Angespannte Finanzlage bei Tesla: Das Unternehmen bittet Zulieferer um Rückzahlungen

Elon Musk will mit seinen Elektroautos unbedingt in die Gewinnzone und bittet deshalb nun schon Zulieferer um Rückzahlungen und um Rabatte. Um die Anleger und Investoren trotz der angespannten Finanzlage bei Tesla bei Laune zu halten, greift der Firmenchef nun zu unkonventionellen Mitteln, die allerdings zum Ausdruck bringen, dass man sich mit dem Unternehmen wohl in einer äußerst schwierigen Situation befindet.

Laut einem Bericht im Wall Street Journal hat sich der kalifornische Hersteller für Elektroautos Tesla jetzt an seine Lieferanten gewandt und bittet seine Zulieferer um Rückzahlungen und um Rabatte. Das Unternehmen soll seine Geschäftspartner gebeten haben, einen „beträchtlichen“ Teil der seit 2016 geleisteten Zahlungen zurückzuzahlen. Dabei betonte der Konzern von Tech-Mastermind Elon Musk, dass die Erstattungen wichtig wären, um das Geschäft überhaupt weiterführen zu können. Die Konzernspitze sieht in den Rückzahlungen eine Investition in das Tech-Unternehmen, die später letztendlich beiden Seiten zugutekommen würde. Laut dem Konzern wurden ausnahmslos alle Lieferanten um Hilfe gebeten.

Auch wenn das Unternehmen seine Liquiditätsprobleme in der Vergangenheit immer wieder bestritten hatte, so wirft dieses Schreiben doch kein gutes Licht auf den Stand der Dinge im Konzern. Die massiven Produktionsprobleme der letzten Zeit beim Model 3 haben offenbar einen großen Teil der Cash-Reserven aufgefressen und durch die geringen Verkaufszahlen wurde scheinbar nicht genügend Geld in die Kassen der Amerikaner gespült.

Laut einer Berechnung von Bloomberg, die vor kurzem vorgestellt wurde, hat der Autokonzern im ersten Quartal innerhalb einer Minute 7.430 US-Dollar verbrannt. Demzufolge beläuft sich der negative Cashflow im Zeitraum von Januar bis Ende März auf mehr als eine Milliarde US-Dollar. Analysten fragen sich daher schon seit geraumer Zeit, ob Tesla das Geld nicht noch in diesem Jahr ausgehen könnte. Und im Mai 2018 hieß es in einem Report der Investmentbank Goldman Sachs, dass die Marke bei 2020 bis zu 10 Milliarden Dollar an frischem Kapital benötigen könnte.
Gegenüber dem Wall Street Journal hat Tesla bestätigt, dass man sich bei den Zulieferern Preisnachlässe erbeten hatte. Dabei soll es sowohl um bereits abgeschlossene wie auch um noch aktuelle Projekte gehen. In der Konzernzentrale sieht man in der Aktion ein übliches Vorgehen bei den Verhandlungen zu neuen Vertragsvergaben, um so später auch wettbewerbsfähig bleiben zu können.

Noch im Mai 2018 hatte sich Firmenchef Elon Musk zuversichtlich gezeigt, dass man den Kapitalbedarf mit den steigenden Verkaufszahlen decken könnte und die üblichen Kredite ausreichend wären, um den Liquiditätsbedarf decken zu können. Auch am Plan, im zweiten Halbjahr 2018 erstmals Gewinne einfahren zu können, wurde damals festgehalten. Doch für den Berater Dennis Virag, Gründer und Chef der Automotive Consulting Group, Inc. aus Ann Arbor im US-Bundesstaat Michigan, ist der Wunsch nach nachträglichen Rabatten nur ein Ausdruck dafür, wie verzweifelt man in der kalifornischen Konzernzentrale sein muss. Er bezeichnete im Wall Street Journal die Forderungen als lächerlich, weil sich Tesla zwar um die eigene Rentabilität Gedanken mache, aber eben leider nicht um die Rentabilität seiner Lieferanten.

Bilder: © Tesla