Brennstoffzellen-Linienbus mit ZAwheel-Radnabenmotor von Ziehl-Abegg fährt 450 km elektrisch

Während die deutschen Automobilhersteller, allen voran Daimler-Boss Dieter Zetsche, offenbar kaum noch an die Brennstoffzelle glauben, ist die Technologie für den öffentlichen Personennahverkehr nach wie vor eine interessante Alternative. Ein auf der Hannover-Messe präsentierter, neuartiger Brennstoffzellen-Linienbus mit Radnabenmotor von Antriebsspezialist Ziehl-Abegg fährt 450 km elektrisch. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel schien das Konzept zu gefallen.

Radnabenantrieb ZAwheel von Ziehl-Abegg.
Radnabenantrieb ZAwheel von Ziehl-Abegg.

Bereits 2016 sagte Dieter Zetsche, dass batterieelektrische Antriebe bei den wesentlichen Nachteilen im Vergleich zur Brennstoffzelle – Ladezeiten und Reichweiten – angesichts der Fortschritte in der Batterieentwicklung aufgeholt hätten. Zuletzt betonte der Konzernchef: „Die Batteriekosten gehen stark nach unten, auf der Wasserstoffseite ist die Herstellung des Brennstoffes aber weiterhin teuer“. In den nächsten zehn Jahren werde der Schwerpunkt von Daimler auf batterieelektrischen Antrieben liegen.“ Anders könnte die Sache im ÖPNV-Bereich aussehen.

Elektromobilität ist im öffentlichen Personennahverkehr in vielen Städten bereits festgeschrieben. Doch die bisher mögliche Reichweite elektrischer Busse wird oft als zu gering empfunden, die Ladezeit als zu lang wahrgenommen. Diese Hemmnisse bei der Markteinführung von vollelektrischen Fahrzeugen wird etwa mit Range-Extendern begegnet. Dieselaggregate zum Aufladen der Batterien sind günstig, doch widersprechen dem nachhaltigen Konzept vieler Kommunen und Betreiber.

Eine Alternative ist hier die Brennstoffzelle: Der Range-Extender in Form einer Brennstoffzelle erzeugt während der Fahrt Strom aus einem schnell nachtankbaren Brennstoff. Zudem kann anfallende Abwärme zur Fahrzeugbeheizung genutzt werden. Brennstoffzellen verursachen keine lokalen Emissionen, sind extrem geräuscharm und bei Verwendung von „grünem“ Wasserstoff CO2-frei. Mit Range-Extender fahren die neuen Linienbusse von Ursus und HyMove rund 450 Kilometer. Möglich ist dies auch, weil der Elektromotor ZAwheel direkt in der Radnabe sitzt. Dadurch sind „Energieschlucker“ wie Getriebe und Differential überflüssig – der Wirkungsgrad des Antriebs liegt bei gut 90 Prozent.

Auf der Hannover-Messe stellte Ziehl-Abegg-Vorstandschef Peter Fenkl den neuartigen Brennstoffzellenbuss der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und der polnischen Premierministerin Beata Szydło vor. Im Hintergrund EU-Kommissar Günther Oettinger, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und Bundesforschungsministerin Johanna Wanka.
Auf der Hannover-Messe stellte Ziehl-Abegg-Vorstandschef Peter Fenkl den neuartigen Brennstoffzellenbuss der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und der polnischen Premierministerin Beata Szydło vor. Im Hintergrund EU-Kommissar Günther Oettinger, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und Bundesforschungsministerin Johanna Wanka.

Der Vorteil einer Brennstoffzelle ist auch die Zeitersparnis. Denn ein Tankvorgang dauert gerade einmal acht Minuten. Damit fahren die Elektrobusse in etwa in einer Klasse mit konventionellen Dieselfahrzeugen, was Reichweite und Nachtankzeit betrifft – allerdings sehr umweltfreundlich und leise.

Der Elektrobus des polnischen Herstellers Ursus „City Smile” ist zwölf Meter lang. Er bietet 29 Sitzplätze und 47 Stehplätze. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 85 km/h. Der Verbrauch liegt bei 6,8 Kilogramm Wasserstoff pro 100 Kilometer. Die Radnabenantriebe haben eine maximale Leistung von 364 kW. Die Brennstoffzelle im Bus besteht aus zwei Modulen (je 30 kW), die vollständig redundant sind. Die maximale Leistung sind 60 kW. Der Wasserstofftank hat in jedem Bus eine Kapazität von 30 Kilogramm bei 350 bar.

Über Ziehl-Abegg:
Ziehl-Abegg gehört zu den international führenden Unternehmen im Bereich der Luft- und Antriebstechnik mit darauf abgestimmter Regeltechnik. Das Unternehmen beschäftigt 2.000 Mitarbeiter in süddeutschen Produktionswerken. Weltweit arbeiten für das Unternehmen 3.550 Mitarbeiter. Diese verteilen sich global auf 16 Produktionswerke, 27 Gesellschaften und 97 Vertriebsstandorte. Der Umsatz lag 2016 bei 484 Mio. Euro. Dreiviertel der Umsätze werden im Export erzielt. Der Unternehmenssitz ist in Künzelsau, Baden-Württemberg.

[Quelle, Bilder: Ziehl-Abegg]

Über Redaktion 724 Artikel
Das Magazin für automobile Technologien und KFZ-Technik.