Soundengineering soll Vierzylinder-Motor wie einen V8 klingen lassen

Spätestens seit dem zunehmenden Einzug von Elektroautos in den Straßenverkehr haben Automobilhersteller und -zulieferer das Thema Soundengineering auf dem Schirm. Ursprünglich als Sicherheitskonzept für die lautlosen Stromer gedacht, entwickelt sich die Disziplin zunehmend auch im Bereich der Verbrennungsmotoren. Der französische Automobilzulieferer Faurecia etwa stellte auf der IAA 2013 in Frankfurt seine neue Klangtechnologie vor.

Faurecia Soundengineering
Soundengineering von Faurecia

Die strengen Umweltvorschriften in Europa hatten einen zunächst nicht unbedingt erwarteten Nebeneffekt: Um die vorgeschriebenen Emissionsgrenzen einhalten zu können, mussten die Automobilhersteller an den Abgasanlagen ihrer Diesel Vorrichtungen zur Emissionskontrolle einbauen. Die Folge: gedämmte Motorengeräusche. Grundsätzlich ist dies zwar ein begrüßenswerter Effekt, allerdings kommen auch PS strotzende Oberklassewagen nun ziemlich leise daher. Automobilzulieferer wie Faurecia bieten zunehmend Technologien an, durch die Autohersteller ihre Dieselfahrzeuge mit zusätzlichem, individuell gestaltbarem Klang ausstatten können.

Dazu wird neben dem Endrohr ein Lautsprecher in ein Gehäuse eingesetzt. Dieser wird über das ECU (Electronic Control Unit = Elektronisches Steuergerät) des Autos gesteuert und kann speziell entworfene Geräusche generieren. Das ECU berechnet die Tonstärke und -art je nach Geschwindigkeit und Belastung des Wagens und erzeugt Geräusche, die an einen kraftvollen Motor erinnern.

Auf der anderen Seite sind Benziner mit Turbolader oft störend laut. Also nutzt Faurecia ein ganz ähnliches System zur Geräuschtilgung. Anhand eines in das ECU integrierten Algorithmus produziert der Lautsprecher neben dem Endrohr eine Frequenz, die nah an der Gegenfrequenz des gerade erzeugten Geräusches liegt. Das ECU überwacht die Lärmfrequenz konstant. Beschleunigt oder bremst der Fahrer, ändert sich das vom Lautsprecher generierte Geräusch, um die gegensätzlichen Frequenzen synchron zu halten. Das Ergebnis sind sehr leise Auspuffgeräusche. Diese wiederum kann das System durch ein angenehmeres und passenderes Geräusch verstärken, genau wie bei der dynamischen Klangerzeugung in Dieselfahrzeugen. Das System kann auch in Hybridfahrzeugen zur Tilgung von Auspuffgeräuschen verwendet werden, wenn der benzinbetriebene Motor läuft.

„Der Klang eines Fahrzeugs ist ein wichtiger Faktor für das Image einer Marke bei den Kunden“, bemerkt Luc Herbin, Vice President R&D bei Faurecia Emissions Control Technologies. „Die Hersteller bewerten und implementieren die effizientesten Arten, die dynamische Klangtechnologie an der Auspuffanlage einzusetzen, um den Erwartungen der Kunden gerecht zu werden.“ Die dynamischen Faurecia-Klangtechnologien an der Auspuffanlage werden für das Modelljahr 2017 zur Verfügung stehen. Nach Faurecia-Angaben haben zahlreiche Automobilhersteller ihr Interesse an den Soundengineering-Technologie für die Ober- und Mittelklasse bekundet.

[Quelle: Faurecia]

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