Philosoph Precht: Das Ende der deutschen Autoindustrie

Der Philosoph Richard David Precht sagt voraus, dass in der deutschen Auto- und Zulieferer-Industrie zwei Millionen Jobs verloren gehen werden. Ein Grund sei das selbstfahrende Auto.

Philosoph Richard David Precht. Copyright siehe unten.
Philosoph Richard David Precht. Copyright siehe unten.

Das selbstfahrende Auto wird die deutsche Automobilindustrie, wie wir sie bislang kennen, „regelrecht vernichten“ – diese These stellt der Philosoph Richard David Precht im Gespräch mit dem Deutschlandfunk auf. Er hält selbstfahrende Autos und heutige Autos für „nicht kompatibel“. Außerdem argumentiert Precht, über 90 Prozent aller Verkehrsunfälle seien menschliches Versagen. „Dann wird das anfangen in den bevorzugten Wohngegenden, sagen wir mal Berlin Prenzlauer Berg zum Beispiel, dass da die Eltern mit ihren Kindern gar nicht mehr wollen, dass Sie mit Ihrem Auto da durchfahren, weil Sie ein Verkehrsrisiko darstellen“, sagt der Philosoph voraus.

Precht geht davon aus, dass nicht Deutschland die Entwicklung anschieben wird, sich ihr aber auf aber auch nicht verschließen kann: „Das selbstfahrende Auto löst die Verkehrsprobleme von Köln und die von Berlin, aber in erster Linie die von Bangkok und von Schanghai“, sagt der 52-Jährige. „Das ist eine globale Entwicklung, und da kann man nicht in Deutschland als einziges Land sagen, wir bauen eine Mauer drum, also Trump’sche Politik machen, und sagen, wir verweigern uns dem.“

Kein moralisches Problem

Der Philosoph prognostiziert, das Auto als jedermanns Statussymbol werde verschwinden. „Sie werden eine Flatrate bezahlen, und dann steht Ihnen zumindest in der Stadt – auf dem Land dauert es länger – in der Stadt innerhalb von fünf Minuten, wie jetzt ein Taxi, ein selbstfahrendes Auto zur Verfügung.“ Das sei eine große Veränderung und bedeute den Verlust von zwei Millionen Arbeitsplätzen in der Automobilindustrie einschließlich der Zulieferindustrie, so Precht.

Ein moralisches Problem sieht der Philosoph derweil nicht: „Beim selbstfahrenden Auto wird immer die Frage gestellt, wenn da jemand über die Straße läuft, wie soll das ausweichen?“, erklärt er. „Auf der einen Seite stehen drei alte Frauen, auf der anderen Seite steht ein Kleinkind – was ist jetzt moralischer, drei alte Frauen zu überfahren oder ein Kleinkind?“ Diese Frage stelle sich aber gar nicht, denn kein selbstfahrendes Auto könne dies unterscheiden, sagt Precht. „Ich programmiere das Auto generell mit einer Standardeinstellung – grundsätzliches Ausweichen nach links wenn möglich, und wenn nach links nicht möglich, dann nach rechts. Und dann ist die gesamte moralische Frage erledigt.“

[Bild: (c) Amanda Berens, Creative-Commons-Lizenz, Bild beschnitten]

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