Die Zukunft unserer Mobilität ist vernetzt und digital. Kein Wunder, dass sich automobile Themen inzwischen auch dort wiederfinden, wo man sie noch vor einigen Jahren nicht unbedingt vermutet hätte. So zum Beispiel auf der Anga Com Messe in Köln, Europas führender Business-Plattform für Breitband- und Contentanbieter. Denn für Digitalunternehmen eröffnen sich völlig neue Marktchancen durch zunehmende Vernetzung und steigenden Kommunikationsbedarf unserer Fahrzeuge.
Von Christian Salmen
Digitalanbieter erobern mit 5G die Automobilbranche
Längst haben sich daher alle wichtigen Netzbetreiber und Anbieter von Netzwerktechnologien in Stellung gebracht, um bei künftigen Mobilitätslösungen führend zu sein. Ihr Zauberwort heißt „5G“ – der Mobilfunkstandard der nächsten Generation, der inzwischen als Grundvoraussetzung für autonomes Fahren gilt. Denn was das selbst steuernde Fahrzeug vor allem benötigt, ist ein zuverlässiger Austausch großer Datenmengen in Echtzeit, der nur mit 5G-Bandbreiten gewährleistet werden kann. So heißt es in einem Strategiepapier der Bundesregierung über die mobile Zukunft Deutschlands: „Der Regelbetrieb für das automatisierte und vernetzte Fahren steht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit einer durchgehenden Anbindung der Verkehrsteilnehmer an superschnelles Breitband.“
Hohe Bandbreiten, kurze Latenzzeiten
Über den neuen Mobilfunkstandard 5G wird es möglich sein, Fahrzeuge mit anderen Verkehrsteilnehmern und der Infrastruktur auf bisher unvorstellbare Art und Weise zu vernetzen. Mit einer angestrebten Downlink-Bandbreite von 10 Gigabit pro Sekunde und deutlich verringerten Latenzzeiten sind völlig neue Anwendungsfälle und Dienste denkbar. Hierzu gehören beispielsweise das Platooning mit sehr kurzen Abständen, hochauflösende Live-Aktualisierungen von Karten und der Austausch von Sensordaten.
Zusammenschluss für schnellen Roll-Out
Um diese Anwendungen möglichst schnell in die Realität umzusetzen, haben sich mit der 5G Automotive Association (5GAA) neben bekannten Größen im Automobilgeschäft wie etwa Continental auch Anbieter wie die Deutsche Telekom, Vodafone oder Telefonica zusammengeschlossen. Ihr Ziel ist es, Funktionen wie das vernetzte automatisierte Fahren, ortsunabhängigen Zugang zu Diensten und intelligente Verkehrslösungen für die Smart City zu unterstützen und so den gesellschaftlichen Anforderungen bei vernetzter Mobilität und Verkehrssicherheit zu begegnen.
Dieses Ziel wird bereits seit 2015 auch von höchster staatlicher Ebene mit einer Teststrecke für automatisiertes Fahren unterstützt. Rund 30 Kilometer der Autobahn A9 bei Nürnberg gab Verkehrsminister Dobrindt im Herbst frei, um dort ein 5G-Testnetzwerk zu installieren, um konkrete Anwendungen des automatisierten und vernetzten Fahrens zu erproben, etwa neue Methoden zur Übermittlung von Verkehrsinformationen und für eine herstellerübergreifende Verkehrssteuerung.
Seitdem testen dort nicht nur Audi, BMW und Co. Ihre automatisierten Fahrzeuge unter Realbedingungen. Es sind vor allem die Mobilfunkbetreiber und Anbieter von Konnektivitätslösungen wie Vodafone oder Intel, die zeigen müssen, wie zuverlässig mobile Breitbandverbindungen heute schon sein können.
Deutschland weiter in der Warteschleie
Auf Branchenmessen wie der Anca Com ist man indes skeptisch, wie schnell Deutschland tatsächlich auf den „5G-Zug“ aufspringen kann. Denn solange der Glasfaserausbau in Deutschland weiter so zurückhaltend voranschreitet, wird auch ein 5G-Netz nicht zu realisieren sein. Deshalb rechne man bei Vodafone auch nicht vor 2020 mit dem Ausbau von 5G. Die erste Ausbaustufe funktioniere dann zunächst nur in Ballungszentren. Das selbstfahrende Auto wird also noch einige Runden in der Warteschleife drehen müssen, bis es in Deutschlands mobilen Netzen wirklich „superschnell“ funkt.