Mit der Inbetriebnahme des Cell Recycling Competence Center (CRCC) im niederbayerischen Salching treibt die BMW Group gemeinsam mit dem Joint Venture Encory ein neuartiges Direktrecyclingverfahren für Batteriezellen voran. Ziel ist es, wertvolle Rohstoffe aus der Batteriezellfertigung ohne energieintensive chemische oder thermische Aufbereitung wieder in den Produktionskreislauf zurückzuführen.
Die BMW Group hat Mitte Dezember den operativen Start ihres neuen Cell Recycling Competence Center (CRCC) bekannt gegeben. In der Anlage in Salching, Landkreis Straubing-Bogen, soll ein von BMW entwickeltes Direktrecyclingverfahren erstmals in größerem Maßstab angewendet werden. Das Projekt wird gemeinsam mit der Encory GmbH umgesetzt, einem Joint Venture der BMW Group und der Interzero Group, das auf Rückführungs-, Recycling- und Wiederaufbereitungslösungen spezialisiert ist.
Mechanisches Direktrecycling statt chemischer Aufbereitung
Kern des Ansatzes ist ein mechanisches Recyclingverfahren, bei dem Reststoffe aus der Batteriezellfertigung – bis hin zu vollständigen Batteriezellen – zerlegt werden. Anders als bei klassischen Recyclingverfahren werden die enthaltenen Materialien nicht vollständig in ihren chemischen Ursprungszustand zurückgeführt. Stattdessen gelangen sie direkt wieder in den Kreislauf der Batteriezellproduktion.
Nach Angaben der BMW Group entfällt dadurch die sonst übliche energieintensive thermische oder chemische Aufbereitung. Das Direktrecycling wurde von den Expertinnen und Experten des Unternehmens entwickelt und soll künftig dazu beitragen, Ressourcen effizienter zu nutzen und Emissionen in der Batteriezellproduktion zu reduzieren.
Schrittweise Skalierung am Standort Salching
Im neuen CRCC wird das Verfahren nun schrittweise hochgefahren. Nach vollständiger Inbetriebnahme soll jährlich Batteriezellmaterial im mittleren zweistelligen Tonnenbereich recycelt werden. Die dabei gewonnenen Rohstoffe sind für den direkten Einsatz in der Pilotfertigung von Batteriezellen vorgesehen, die im Cell Manufacturing Competence Center (CMCC) im oberbayerischen Parsdorf angesiedelt ist.
Damit ergänzt das CRCC die bestehenden Batteriezell-Kompetenzzentren der BMW Group. Während im Battery Cell Competence Center (BCCC) in München neue Batteriezellgenerationen entwickelt und in kleinen Stückzahlen gefertigt werden, dient das CMCC in Parsdorf der Skalierung Richtung Serienprozess. Überschüsse aus dieser Pilotfertigung fließen künftig in das Recyclingzentrum in Salching zurück und werden erneut in der Zellproduktion eingesetzt.
Einordnung in die Batteriezellstrategie der BMW Group
Mit dem neuen Kompetenzzentrum verfolgt die BMW Group das Ziel, Wertschöpfungsschritte entlang der Batteriezellkette enger miteinander zu verzahnen und Materialkreisläufe möglichst regional zu schließen. Die räumliche Nähe der drei Standorte soll Transportwege verkürzen und Materialverluste minimieren.
„Mit unserem Direktrecycling sind wir Vorreiter in der Industrie“, erklärte Markus Fallböhmer, Leiter Batterieproduktion bei der BMW AG, anlässlich der Inbetriebnahme. Die Technologie habe das Potenzial, die Batteriezellproduktion weiter zu optimieren, so Fallböhmer.
Encory betreibt Zentrum, geistiges Eigentum bei BMW
Das CRCC wird von der Encory GmbH aufgebaut und betrieben. Das geistige Eigentum am Recyclingverfahren verbleibt vollständig bei der BMW Group. Am Standort Salching wird eine bestehende Industriehalle genutzt, die über Produktions- und Lagerflächen von rund 2.100 Quadratmetern sowie Büro- und Sozialräume verfügt. Zusätzlich sind Photovoltaikanlagen installiert. Rund 20 Mitarbeitende sollen künftig im Kompetenzzentrum beschäftigt sein.
Beim Aufbau setzte das Projekt überwiegend auf deutsche Unternehmen, viele davon aus der näheren Region. Laut BMW Group stammt etwa die Hälfte der beteiligten Firmen aus einem Umkreis von 100 Kilometern um den Standort.
Kreislaufwirtschaft als strategischer Baustein
Das Direktrecycling ist Teil der übergeordneten Kreislaufwirtschaftsstrategie der BMW Group. Diese basiert auf den Prinzipien Re:Think, Re:Duce, Re:Use und Re:Cycle und soll Materialien über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs hinweg möglichst lange im Kreislauf halten. Bereits heute fließen nach Unternehmensangaben recycelte und wiederverwendete Materialien in die Fahrzeuge der BMW Group ein.
Mit dem neuen Recyclingkompetenzzentrum geht der Hersteller nun einen weiteren Schritt, um Batteriezellproduktion und Wiederverwertung enger miteinander zu verzahnen – zunächst im Pilotmaßstab, perspektivisch aber auch mit Blick auf mögliche Anwendungen in der Serienfertigung.




