Nach Frankfurt (IAA 2013) ist das harmonisch durchgestylte Konzeptfahrzeug Opel Monza Concept diese Woche in Essen auf der Motor Show zu sehen. Optisch gelungen zieht es die Blicke männlicher wie weiblicher Zielgruppen gleichermaßen in seinen Bann. Was den meisten Messebesuchern im Trubel der Menge allerdings entgeht, ist der Blick in das „Hirn“ des Monza. Als Vorreiter schaffe der Monza Concept ein einzigartiges Instrumenten- und Infotainment-Erlebnis, heißt es bei Opel. Denn das Cockpit zeigt eine Weltneuheit: LED-Projektoren entwerfen ein durchgängiges Multifunktionsdisplay in der Anmutung einer Skulptur.
Die ‚Armaturentafel‘ sieht futuristisch aus. Sie integriert die Zukunftsform dessen, was in den Lehrbüchern für Kraftfahrzeugtechnik noch als Kombinationsinstrument beschrieben wurde. Der klassische Instrumentenblock war reduziert auf Tachometer, Kilometerzähler, Tankanzeige, Drehzahlmesser, Temperaturanzeige, Blinker (‚Fahrtrichtungsanzeiger‘) und übersichtliche Kontrollleuchten. Längst wurden mechanisch geregelte Anzeigen von elektronischen Steuerungen verdrängt. Angebunden an den CAN-Bus des Fahrzeugs, wird die Liste der im Cockpit zusammengeführten Ausstattungsmöglichkeiten lang und länger, Navigation und Multimediaanwendungen zählen weitgehend zum Basispaket.
Zurück in die Zukunft, bzw. zum Monza Konzeptfahrzeug in Essen. Mit der LED-Projektionstechnologie, die im automobilen Sektor als Weltneuheit gilt, schafft Opel eine futuristisch anmutende Instrumenten- und Infotainment-Welt. Konventionell separierte Displays sind einer von Tür zu Tür durchgängig verlaufenden Multifunktionseinheit gewichen, einer in sich geschlossenen, dreidimensionalen Projektionsfläche. Opel verwendet in diesem Zusammenhang den Begriff Skulptur. Die im Monza dargestellten 3D-Grafiken können sämtliche wichtigen Funktionen abbilden – von präzisen Fahrzeug- und Fahrerinformationen über Internet- und Kommunikationsoptionen bis hin zu dekorativen Elementen. Der Infodisplay-Bereich als auch der Hintergrund sind frei nach den persönlichen Informationsbedürfnissen und -vorlieben konfigurierbar. Die Bedienung der unterschiedlichen Menüs und Anzeigen erfolgt via Sprachsteuerung und über Lenkradtasten. Abseits der Essen Motor Show findet die LED-Projektionstechnologie bereits weitläufig im Event-Bereich Verwendung, wo sie für außergewöhnliche Special Effects sorgt.
Die Frage der Übersichtlichkeit steht im Vordergrund. Die Opel-Ingenieure konzentrierten sich bei der Darstellung der Anzeigen insbesondere auf die Frage, wie die relevanten Informationen dem Fahrer bestmöglich und personalisiert zur Verfügung gestellt werden. Die Parole lautete „Vereinfachung der Vielfalt“ – und so erscheinen die jeweiligen Angaben zu Auto, Navigation sowie Smartphone-Einstellung und -Vernetzung nur dann, wenn es nötig oder gewollt ist. Der Fahrer kann also vielfältige Informationen nutzen, ohne dabei mit Text oder Bildern überfrachtet zu werden.
Nachgeschlagen: Im Duden steht übrigens weder das ‚Kombiinstrument‘ noch das ‚Kombinationsinstrument‘, auch nicht die ‚Fahrerinformation‘. Überraschender umso mehr, wie zeitgemäß sich zumindest die Online-Ausgabe des Dudens gibt: das ‚Multifunktionsdisplay‘ ist eingetragen, direkt zwischen ‚Multifunktionsanzeige‘ und ‚Multifunktionsgerät‘. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis das Wort ‚Armaturenbrett‘ zwischen Armatur und Armband aus dem Duden verschwindet.
Über Konnektivität und Kollektivität
<< Suchergebnisse: Leider haben wir zu Ihrer Suche nach ‚Konnektivität‘ keine Treffer gefunden. Oder meinten Sie: Kollektiviät? >> … gar nicht so abwegig, dieser Hinweis aus der Duden Online-Redaktion.
So scheint das auch Opel zu sehen, bei der weiteren Beschreibung des Multifunktionskonzepts in der Monza-Studie. Opel gliedert die Zukunft im Fahrzeuginnenraum zwischen den Erlebniswelten „me, us and all“ (ich, wir und alle), bezogen auf die künftige, umfassende Vernetzung, die der Monza Concept über das Smartphone ermöglicht. Mit den drei Erlebniswelten kann sich der Fahrer entweder vollkommen auf sein eigenes Fahrerlebnis konzentrieren oder sich auf Wunsch mit Freunden und Familie oder sogar mit der gesamten Internet-Community verbinden.
- Bei ME hält das Infotainment-System ausschließlich alle nötigen Informationen für das eigene individuelle Fahrerlebnis bereit und fokussiert lediglich auf Informationen, die der Fahrer selbst für relevant hält. So lassen sich beispielsweise Daten und Fakten über Motor, Fahrweise und Straßenverhältnisse abrufen, die den Fahrer unterstützen.
- Bei US können sich die Passagiere mit einem bestimmten Personenkreis wie Freunden und Familienmitgliedern verbinden, so dass diese sich mit ihren eigenen Medien in das Monza Concept-Infotainment einloggen und Informationen, Musik und Bilder austauschen, chatten oder Verabredungen treffen können. Die Anzeigen signalisieren die Verbindung zum Familien- und Freundeskreis.
- Der ALL-Modus geht darüber noch hinaus: Er ermöglicht sozusagen die Verbindung zwischen Fahrer und der gesamten Außenwelt. Dieser kann beispielsweise via Tablet oder Smartphone spontan seine Routenplanung im Internet mitteilen, so dass Personen unterwegs zusteigen und mitfahren können – ein neuartiges, sofortiges Car-Sharing. Hinzu kommen zahlreiche Funktionalitäten wie Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Fahrern, das Anzeigen von alternativen Reisemöglichkeiten und vieles mehr.
Gebräuchliche Vokabeln der Fahrzeugelektroniker, die an derartigen Instrumentierungskonzepten arbeiten, sind „Relevanz“ und „Priorisierung“ bezogen auf die Bereitstellung der Fahrzeug- und Fahrerinformationsdaten – eine große Herausforderung für die Formulierung zeitgemäßer kfz-technischer Vorschriften wie auch für die Regulierungsexperten der UNECE Transport Division (United Nations Economic Commission for Europe).
[Fotos: Moritz Nolte/AUTOMOTIVE TECHNOLOGY, Opel]