Ein nach wie vor kaum gelöstes Problem der Elektromobilität ist neben tendenziell hohen Initialkosten die Frage nach der Ladestationen-Infrastruktur. Während in urbanen Gebieten zaghaft Ladestationen entstehen, ist dies in für die Langstreckenmobilität relevanten Bereichen kaum der Fall. Ein Projekt von Siemens, E.ON und BMW setzt an diesem Punkt an: entlang der Autobahn A9 von München über Nürnberg nach Leipzig werden Gleichstromschnellladesäulen installiert, die es den Fahrern von Elektrofahrzeugen ermöglichen sollen, in kurzer Zeit ihr Fahrzeug aufzuladen.
In einer ersten Projektphase werden die Ladesäulen aufgebaut und getestet. Dabei werden zunächst Vorserienfahrzeuge der BMW AG auf Erprobungsfahrten die Strecke nutzen und die Ladesäulen für Praxistests ansteuern. Ab Mitte Januar 2014 stehen die Schnelllader auch privaten Nutzern zur Verfügung. In der zweiten Projektphase bis Mitte Juni 2014 erfolgt die Anbindung der Infrastruktur an das Ladesäulenmanagement und an das E.ON Backend-System. In Phase 3, beginnend ab Mitte Juni 2014, läuft dann der Vollbetrieb des Systems einschließlich der exemplarischen Anbindung an den Marktplatz für Elektromobilitätsservices der Firma hubject.
Die Produktprototypen einer Gleichstromschnellladesäule mit dem neuen Combo-Stecker, der sich als Standardstecker zu etablieren scheint, sowie eine Drehstromladesäule für die A9-Elektrifizierung wird Siemens liefern, ebenso die Bereitstellung und Installation des zentralen Ladesäulenmanagements und das übergeordnete Projektmanagement übernehmen. Für die Installation der Ladeinfrastruktur mit Netzanschlüssen, Aufbau etc. sind BMW und E.ON zuständig. E.ON übernimmt zudem die Aufgabe des Betreibers der gesamten Ladeinfrastruktur und wird dabei neue Geschäftsmodelle entwickeln und testen, während BMW Versuchsfahrzeuge stellt, um die Infrastruktur im täglichen Betrieb zu erproben.
Im Rahmen des Projektes wird somit eine integrierte Gesamtlösung geschaffen. Dirk John, Leiter Road and City Mobility bei Siemens: „Ein Schlüssel für die Akzeptanz der Elektromobilität liegt in der Einbindung der Ladeinfrastruktur in übergeordnete IT-Systeme. Nur so lassen sich umfassende Dienstleistungen für die Fahrer von Elektrofahrzeugen anbieten. Ein Beispiel ist die Einbindung von Clearing House Services, die Roaming für Elektrofahrzeuge ermöglichen. Damit kann ein Fahrer die Ladeinfrastruktur verschiedener Anbieter auf einfache Weise nutzen.“
Bereits 2009 zeigte Siemens eine Vision, wie Ladestationen der Zukunft aussehen könnten. Mit diesen Schnellladestationen sollten Elektroautos innerhalb weniger Minuten wieder aufgeladen werden. Zudem sollte die Technik über Kommunikationsschnittstellen verfügen, über die das Fahrzeug mit dem Energieversorger Daten austauschen kann. Ähnlich wie beim Mobiltelefon würde das Fahrzeug erfasst und die Strommenge entsprechend in Rechnung gestellt.