Wenn der Kalender nicht explizit den 25.04.2013 als Datum ausweisen würde, man müsste an einen Aprilscherz denken: Renault präsentiert mit dem „Twizy Renault Sport F1“ sein Elektro-Fahrzeug „Twizy“ als spektakulären Rennwagen im Formel 1-Trimm. Und das Beste ist: die Studie fährt State-Of-The-Art-Technologie spazieren uns ist offenbar tatsächlich ernst gemeint. Herrlich!
Die elektrisch angetriebene Studie Twizy Renault Sport F1 vereint kompromisslose Rennoptik – unter anderem einenHeckflügel, Frontspoiler, Rennslicks und CFK – mit Technologie aus der Formel 1. Im Heck des Twizy F1 ist ein KERS-System verbaut, das dem kleinen Renner zu dem 13 kW/18 PS starken Elektromotor zusätzliche 60 kW/82 PS beschert. Die Höchstgeschwindigkeit des Concept Cars beträgt 110 km/h, die Beschleunigungswerte liegen auf dem Niveau des schnelle „Hot Hatches“ Renault Mégane RS.
KERS-System aus der Formel 1
Seine kombinierte Leistung von 73 kW/100 PS erreicht der Twizy Renault Sport F1 exklusiv durch das KERS-System (Kinetic Energy Recovery System). Mit seiner Hilfe wird in der Formel 1 Bewegungsenergie (kinetische Energie), die beim Bremsen üblicherweise in Form von Reibungshitze verpufft, gespeichert und wieder für den Antrieb genutzt. KERS besteht aus drei Bausteinen: einer elektrischen Motor-Generator-Einheit (MGU = Motor Generator Unit), einer eigenen Lithium-Ionen-Batterie, die für schnelle Lade- und Entladezyklen ausgelegt ist, sowie der Steuereinheit KCU (KERS Control Unit).
Der Elektromotor wandelt die kinetische Energie wie ein Generator in Strom um, speichert sie in der Batterie und lässt sie bei Bedarf wieder in den Antriebsstrang fließen. In den Formel 1-Boliden direkt an die Kurbelwelle des V8-Aggregats angeflanscht, gibt er seinen Schub dann unmittelbar an den Antriebsstrang ab. Anders als in der Formel 1 unterstützt KERS im Twizy Renault Sport F1 kein Verbrennungs-, sondern das Elektroaggregat.
Das komplette KERS-System ist kompakt konstruiert und wiegt inklusive Batterie knapp 30 Kilogramm. Die MGU passt in einen Zylinder mit zehn Zentimeter Durchmesser. Um ein Überhitzen der KERS-Batterie zu verhindern, verfügt der Twizy Renault Sport F1 über eine Wasserkühlung. Ein spezielles Hochdruck-Schmiersystem gewährleistet, dass Verbindungsstücke und Lager die extremen Drehzahlen verkraften. Die Synchronisation von KERS-Aggregat und Antriebsmotor wird durch ein Untersetzungsgetriebe mit dem Verhältnis 1 : 3,6 hergestellt.
Boost-Funktion per Knopfdruck
Weiterer Unterschied: Da der Twizy Renault Sport F1 nicht die Geschwindigkeit eines Formel 1-Boliden erreicht, fällt auch beim Bremsen nicht genug Bewegungsenergie an, um die KERS-Batterie aufzuladen. Die Entwickler von Renault Sport Technologies und Renault Sport F1 mussten sich deshalb hierfür ein alternatives System einfallen lassen. Die Lösung ist ein per Knopfdruck am Lenkrad aktivierbarer Energiegewinnungsmodus, in dem der KERS-Elektromotor ähnlich wie ein Fahrraddynamo die mechanische Energie, die der Antriebsmotor des Twizy beim Fahren produziert, in elektrische Energie umwandelt.
Im ebenfalls per Knopfdruck aktivierbaren Boost-Modus wird dieser Prozess umgekehrt, und KERS gibt 14 Sekunden lang bis zu 60 kW/82 PS an zusätzlicher Energie ab. Die MGU entwickelt dabei Drehzahlen bis zu 36.000 1/min. Durch den zusätzlichen Schub steigt auch die Drehzahl des Elektromotors auf bis zu 10.000 1/min. Die Extra-Kraft nach Formel 1-Vorbild ermöglicht dem lediglich 564 Kilogramm schweren Twizy Renault Sport F1 Beschleunigungswerte vergleichbar mit dem Mégane R.S., der in sechs Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 km/h spurtet.
Twizy mit Formel 1-Optik
Auch für die Optik des Twizy Renault Sport F1 stand die Formel 1 Pate. Kennzeichen der Studie sind ein Frontspoiler, Seitenkästen, ein Heckflügel und ein Heckdiffusor mit integrierter Regenleuchte im Stil der Topliga des Motorsports.
Rennatmosphäre herrscht ebenfalls im Cockpit. Das Lenkrad stammt aus der Formel Renault 3.5 und wurde an die Erfordernisse eines Elektrofahrzeugs mit KERS angepasst. Außerdem vergrößerten die Entwickler den Durchmesser des Volants. Mit einem vierstufigen Drehregler kann der Pilot bestimmen, wie viel Energie die MGU in die KERS-Batterie einspeisen soll. Mit einem anderen Drehschalter kann er regeln, wie viel Zusatzenergie freigesetzt werden soll. Hierfür stehen sechs Voreinstellungen zur Verfügung.
Den Energie-Boost aktiviert der Fahrer, indem er gleichzeitig an zwei Schaltwippen am Lenkrad zieht. Um nach außen zu signalisieren, dass KERS aktiviert ist, leuchtet das Regenlicht im Diffusor auf.