Am Vortag des CAR-Symposiums 2017 luden Veranstalter D+S Automotive und G Data zum Seminar „Future Automated Driving – Innovations to lose Control?“. Über neue Trends in Bezug auf Connectivity und über das Autonome Fahren sprachen unter anderem Experten von Microsoft, BMW und Volvo.
„Die Smartphone-App war gestern, die Zukunft gehört den Personal Digital Assistenten“
Dr. Andreas Brands, Digital Advisor Automotive bei Microsoft Digital Advisory Services, formulierte eine mehr oder weniger gewagte These: „Die Smartphone-App war gestern, die Zukunft gehört den Personal Digital Assistenten“. Der Personalisierte Digitale Assistent, der mit dem Fahrer „intelligent“ kommunizieren kann und der den Kontext des Fahrers kennt, etwa durch Zugriff auf Termine und Kontakte oder Vorlieben des Fahrers, könne einen enormen Mehrwert bieten, den separierte Apps nicht bieten könnten.
Autonome Fahrfunktionen ab 2021
Armin Gräter, Leiter Fachstrategie Vollautomatisiertes Fahren bei der BMW Group, betonte, dass die Automobilindustrie in puncto Automatisiertes Fahren bereits sehr weit sei. Bereits heute könne mit aktuellen Radarsystemen, Kameras und Ultraschallsensoren ein leistungsfähiges Umfeldmodell als Basis für das Automatisierte/Autonome Fahren realisiert werden. Der aktive Seitenkollisionsassistent von BMW sei ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum Automatisierten Fahren: Dieses Assistenzsystem kann aktiv in die Lenkung eingreifen, wenn die Fahrspur versehentlich verlassen wird oder Kollisionen mit Objekten links oder rechts drohen.
Auch das Autonome Fahren sei theoretisch nicht allzu weit entfernt: „Wir glauben, dass wir 2021 ein Fahrzeug auf den Markt bringen können, das die Mobilität der Zukunft, wie wir sie bei BMW sehen, verkörpert“, so Gräter. Dieses werde auch eine Funktion für Autonomes Fahren auf der Autobahn beinhalten. Komplexere Szenarien, etwa Fahrten über Landstraßen, seien allerdings weiter entfernt und würden „nochmal viele Jahre Entwicklung in Anspruch nehmen“. Es sei ein riesiger technologischer Schritt von Level 3, also von der Hochautomatisierung, zu Level 4, der Vollautomatisierung.
Zum Abschluss betonte der BMW-Mann, dass man in München kein „freies Machine Learning“ realisieren wolle. Machine Learning (künstliche Systeme lernen aus Beispielen und können diese nach Beendigung der Lernphase verallgemeinern) werde bei BMW von den eigenen Ingenieuren vielmehr eng strukturiert.
Laut Marcus Rothoff, Director Autonomous Driving bei Volvo werden Autofahrer die Vorteile des Autonomen Fahrens nur dann nutzen, wenn sie den Systemen vertrauten und sie einen echten Nutzen daraus erzielten. Im Rahmen des eigenen Testprogramms „Drive Me“ testen die Schweden mit rund 100 selbstfahrenden Autos und normalen Autofahrern unter realen Bedingungen auf den Straßen Göteborgs. Das Forschungsprogramm ist sozusagen ein Proof of concept und soll später auf weitere Städte ausgeweitet werden. Die wesentlichen Ziele seien Vertrauen in der Gesellschaft aufzubauen und den Erwartungen der Autofahrer an das Autonome Fahren auf den Grund zu gehen.
Der Volvo-Manager rechnet mit dem ersten auf dem Markt erhältlichen autonom fahrenden Auto („Our first unsupervised Autonomous Driving Car“) der Schweden ab 2021.