Interview mit Frank Beermann, Manager Industrial Design bei Recaro Automotive Seating, zur neuen Recaro Sportsitzplattform

Herr Beermann, Sie sind seit 25 Jahren als Produktdesigner bei Recaro tätig, seit 13 Jahren Designchef des Fahrzeugsitzherstellers – wie gelingt es Recaro, das sportliche Sitzen im Automobil immer wieder neu zu erfinden?

Beermann: Das liegt an den guten Genen der Marke Recaro. Sportlichkeit ist in unserer Marken-DNA festgeschrieben, ebenso wie Design, Sicherheit, Ergonomie und Qualität. Wir verstehen uns als Innovationstreiber und setzen die Erfahrung aus über 100 Jahren Firmengeschichte, davon auch 40 Jahre Rennschalenbau für den Motorsport, immer wieder für Neuentwicklungen ein. Der Mensch und seine Bedürfnisse beim Sitzen im Fahrzeug stehen dabei immer im Mittelpunkt aller unserer Überlegungen. Aber wir haben es mit einer sich verändernden Mobilität zu tun, mit der Herausforderung, Gewicht und damit CO2-Emissionen und Ressourcenverbrauch immer weiter zu senken, mit dem scheinbar widersprüchlichen Wunsch nach Gleichteilestrategien in Kombination mit einem wachsenden Individualisierungsbedürfnis. Natürlich arbeiten wir auf der Produktseite auch mit immer neuen, besseren Materialien und Verfahren. Mit der neuen Recaro Sportsitzplattform ist es uns meiner Ansicht nach tatsächlich gelungen, aus der Recaro typischen Expertise heraus das Thema Sportsitz auf überzeugende Art weiterzuentwickeln. Unser Geheimnis liegt dabei in der Inspiration, die besten verfügbaren Inhaltsstoffe mit höchster fachlicher Kompetenz zu einem neuen Premiumprodukt made by Recaro zu kombinieren.

Was ist aus Ihrer Sicht so außergewöhnlich an der neuen Recaro Produktgeneration für sportliche Fahrzeuge?

Recaro Sportsitzplattform Pure Seating
Die neue Recaro Sportsitzplattform Pure Seating, Bild: Recaro

Der entscheidende Ansatz findet sich in der Trennung zwischen tragender Rahmenstruktur und äußerer Designschale. Bei der Lehnenstruktur haben wir uns zwei Ziele gesetzt: Sie muss leichter sein als alles bisher Dagewesene. Und der Mensch muss darin noch besser sitzen als je zuvor. Optimale Ergonomie und extremer Leichtbau, das führte uns zur Materialentscheidung für Carbon. Für mich ist dieser Werkstoff wie Schokolade mit Stahlseilen: Carbon lässt sich so fließend formen, dass wir mit den Strukturbändern mühelos die Konturen des menschlichen Rückens nachbilden konnten – wie immer nach der Recaro Designmaxime Nummer eins: „form follows human“. Bänder deshalb, weil wir nur dort unterstützen, wo Halt und Schutz notwendig sind. Die integrierte Kopfstütze erhebt sich als zentrale Verlängerung aus dieser Form, die an ein umgedrehtes Ypsilon erinnert. Es visualisiert unsere Designmaxime Nummer zwei, „keep it simple“.

Worauf sind Sie als Designer besonders stolz?

Ich bin überzeugt davon, dass wir mit dieser außergewöhnlichen Struktur und ihrem innovativen, gewicht- und platzsparenden Design Zeichen setzen können. Als ebenso wichtig schätze ich aber die Möglichkeiten ein, die wir unseren Kunden mit den nahezu unbegrenzten Optionen für die Designschale bieten. Faszinierend ist dabei das perfekte Zusammenspiel von standardisiertem Innenleben aus Gleichteilen, die wir mit dem Start der Serienproduktion ab 2016 aus dem Regal holen werden, und einem sehr flexibel gestaltbaren Exterieur der Sitze. Ganz persönlich freue ich mich darauf, dass wir aus der Sportsitzplattform nach der Einführung für unsere OEM-Kunden selbstverständlich auch eine neue Produktgeneration für sportliche Nachrüstsitze unter dem Markennamen Recaro ableiten werden.“

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