ZF-Chef Sommer: „Aktive und passive Sicherheitssysteme werden immer wichtiger“

„Neue Fahrzeugarchitekturen und die flexible Innenraumnutzung stellen deutlich komplexere Anforderungen an die Fahrzeugsicherheit. Ohne deren Berücksichtigung können sich weder autonome Fahrzeuge noch die E-Mobilität in der Breite durchsetzen.“ Diese These vertrat Dr. Stefan Sommer, Vorstandsvorsitzender der ZF Friedrichshafen AG, in seiner Keynote auf dem CAR-Symposium 2017 in Bochum.

ZF-VorstandsvorsitzenderDr. Stefan Sommer. Bild D+S Automotive/Jan Schürmann
ZF-VorstandsvorsitzenderDr. Stefan Sommer. Bild D+S Automotive/Jan Schürmann

ZF gehöre bei beiden Megatrends zu den Vorreitern unter den Automobilzulieferern, so Sommer. Durch die Übernahme von TRW Automotive verfüge der Systemanbieter zudem über das umfassendste Portfolio an aktiven und passiven Sicherheitstechnologien

„Autonomes Fahren und Elektromobilität stellen die Fahrzeugsicherheit vor neue Herausforderungen“, so Sommer auf dem CAR-Symposium. „Das gilt aber nicht nur für die aktive Sicherheit, als Grundvoraussetzung für autonomes Fahren, sondern auch für die passiven Sicherheitssysteme.“ Beispiel: Der Reiz des autonomen Fahrens besteht nicht zuletzt darin, dass die Passagiere ihre Sitzposition weitaus flexibler einstellen können als in konventionellen Fahrzeugen. Um dennoch maximalen Insassenschutz zu gewährleisten, sind völlig neue Airbag-Systeme erforderlich. An entsprechenden Lösungen arbeitet das Unternehmen aktuell, dabei werden auch alternative Einbauräume – wie etwa im Dach statt im Lenkrad oder Armaturenbrett untergebrachte Luftkissen – weiter entwickelt und zur Marktreife gebracht.

Koexistenz: Autonome und nicht-autonome Fahrzeuge

Zwar sollen autonom fahrende Fahrzeuge zukünftig keine Unfälle mehr verursachen. Sie müssen aber dennoch darauf ausgelegt sein, sich in einem Verkehr zu bewegen, der noch lange durch nicht-autonome Fahrzeuge – und damit potenzielle Unfallgegner – geprägt wird. Das durchschnittliche Alter der Pkw auf deutschen Straßen liegt derzeit bei 9,2 Jahren und steigt weiter. Im Jahr 2037, wenn Neufahrzeuge nach Schätzung von Branchenexperten überwiegend autonom fahren sollen, werden mehr als 2 Millionen Fahrzeuge älter als 20 Jahre sein und damit überwiegend noch konventionell gesteuert.

Sicherheit: Wichtig für Akzeptanz und Durchdringung

Die Notwendigkeit neuer Sicherheitskonzepte für autonome und elektrisch angetriebene Fahrzeuge hat aber nicht nur technologische Aspekte. „Niemand käme auf die Idee, trotz zahlreicher schwerer Unfälle im Januar ein Verbot des Autofahrens auf Schnee zu fordern,“ erläutert Sommer in seiner Keynote. „Geschieht aber ein einzelner Unfall aufgrund der Einführung einer neuen Technologie – wie bei einem autonom fahrenden Auto im Herbst 2016 – wird die Technologie als solche in Frage gestellt.“

Vision Zero: Nur durch Vernetzung vorstellbar

ZF sieht sich der „Vision Zero“ verpflichtet – einem Verkehr, der weder Unfälle noch Emissionen verursacht. Erst die Vernetzung aller Verkehrsteilnehmer ermöglicht, diesem Ziel entscheidend näher zu kommen. Sommer zeichnet in seiner Keynote zwei Entwicklungsschritte vor: „Im ersten Schritt müssen weiterentwickelte passive und aktive Sicherheitssysteme zu Enablern von autonomem Fahren und E-Mobilität werden. Im zweiten Schritt kann der vernetzte Verkehr immer mehr Unfälle verhindern. Vernetzung und autonomes Fahren sind notwendige Voraussetzungen, wenn die Zahl von 1,2 Millionen Verkehrstoten in den nächsten Jahrzehnten drastisch reduziert werden soll.“

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