Antriebsstrang, Leichtbaumaterialien, Konnektivität sowie Fahrerassistenz-/aktive Sicherheitssysteme sind die vier wichtigsten Innovationsfelder, die die Zukunftsfähigkeit von Automobil-Zulieferbranche und -Herstellern auch in den nächsten Jahren prägen werden. Zu diesem wenig überraschenden Ergebnis kommt nun auch die aktuelle Studie Accelerating Innovation – New Challenges for Automakers der Boston Consulting Group (BCG).
Die Ergebnisse leiten sich ab zum einen aus US-Konsumentenumfragen, zum Anderen basieren sie auch auf Daten der jährlich von BCG durchgeführten Erhebung der „innovativsten Unternehmen weltweit“, darunter 14 Autohersteller unter den Top-50. Laut BCG ist der Innovationsgrad der Autoindustrie steigend: im Jahr 2012 waren es zehn, 2005 nur fünf Autohersteller, die es unter die Top-50 der innovativsten Unternehmen geschafft hatten. Die Untersuchung zeigt auf, dass die F&EAusgaben der 14 erfassten Autobauer (OEMs) seit 2009 jährlich mit einer durchschnittlichen Rate von acht Prozent gewachsen sind, während die Entwicklungsaufwendungen der Tier-1-Zulieferer etwa um fünf Prozent pro Jahr gestiegen sind.
Patentanmeldungen der Zulieferindustrie überwiegen
Der Innovationsgrad der Zulieferbranche erweist sich trotz geringerer Ausgaben als hoch und überaus dynamisch: Zwischen 1995 und 2011 nahm die Zahl der Patentanmeldungen von OEMs um nur drei Prozent jährlich zu, während die Tier-1-Zulieferer jedes Jahr sechs Prozent mehr Patente anmeldeten.
In den vier Innovationsfeldern Antriebsstrang, Leichtbaumaterialien, Konnektivität, Fahrerassistenz-/ aktive Sicherheitssysteme lag die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der Patenteinreichungen von 1995 bis 2011 zwischen sechs und 15 Prozent, während die Zahl aller Patentanmeldungen von OEMs und Tier-1-Zulieferern im Durchschnitt nur um vier Prozent zunahm. Festgestellt wurde außerdem, dass es in den Krisenjahren der Branche zu einem Innovations- bzw. Patentstau kam. Die Erholung aus der Krise der Jahre 2008 und 2009 hat dazu geführt, dass die Anzahl der Einreichungen der OEMS sprunghaft um 28 Prozent angestiegen ist und die der Tier-1- Zulieferer sogar um 37 Prozent.
Gemäß der Boston Consulting Group besteht in drei Bereichen für OEMs und Zulieferer besonders dringlicher Handlungsbedarf:
- Veränderung von mechanischen zu elektronisch gesteuerten Fahrzeugen – Der zunehmende Einsatz von Elektronik in Autos und die Aussicht, dadurch Werkzeugkosten zu reduzieren und die Konfigurationsmöglichkeiten im späteren Produktentwicklungszyklus zu erhöhen, sorgen für einen anhaltenden Trend zu mehr Software im Auto. Das macht es erforderlich, über neue Produktlebenszyklen und entsprechende Umsetzungen im Unternehmen nachzudenken.
- Weitere Beschleunigung der Produktentwicklung – Unternehmen aus den Bereichen Unterhaltungselektronik und Technologie haben den Konsumenten beigebracht, immer schnellere Innovationszyklen zu erwarten. Diese Entwicklung zwingt Autohersteller und ihre Zulieferer, ihre üblichen Drei- bis Fünfjahreszyklen in Design- und Entwicklungsprozessen auf den Prüfstand zu stellen. Sie müssen mit neuen Designzyklen und Modellentwicklungen experimentieren, langfristig auch mit neuen, fortschrittlicheren Produktionstechniken. Ein entscheidendes Erfolgskriterium wird dabei die Fähigkeit sein, vorauszusehen, was Kunden zukünftig als innovativ betrachten.
- Weiter wachsende Rolle der Tier-1-Zulieferer für Innovation und technologische Entwicklung – Wachsendes Gewicht kommt der Innovationsfähigkeit und Produktentwicklung bei Tier-1-Zulieferern zu. Schon jetzt besitzen diese Unternehmen erhebliche Bedeutung in den Bereichen Antriebsstrang, Interieurdesign und Fahrwerkkomponenten – früher eine Domäne der F&E-Abteilungen der Autohersteller. Klassische Differenzierungsmerkmale verschieben sich hin zu Konnektivität und aktiven Sicherheitssystemen. Damit haben Tier-1- Lieferanten viel Erfahrung. Diejenigen Hersteller, welche am effektivsten mit den Zulieferern zusammenarbeiten und deren F&E-Investitionen unterstützen, werden davon auf lange Sicht profitieren.
Die Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse stellt BCG in englischer Sprache auf 20 Seiten zum kostenlosen Download bereit.