Auf dem Genfer Autosalon 2013 feierte der neue VW Golf GTI seine Premiere. Der neue Golf 7 GTI kommt mit 220 PS und mit sportlicheren Front- und Heckstoßfängern, traditionell rot lackierten Bremssätteln und einem Sportfahrwerk. Ambitionierte Sportfahrer sollten allerdings zum Golf GTI „Performance“ greifen. Dieser bietet nicht nur 10 Mehr-PS und größere Bremsen, sondern vor allem eine leistungsfähige Differenzialsperre, die das bei stärkeren Fronttrieblern übliche Untersteuern verhindern soll.
Im Vergleich zu rein mechanischen Sperren bietet die im Golf GTI Performance integrierte elektronische Vorderachs-Differenzialsperre Vorteile wie eine voll-variable Sperrwirkung zwischen null und 100% sowie die volle Einbindung in die ESC-, EDS- und XDS+-Funktionen. Zudem wirkt die Differenzialsperre proaktiv, also bevor der Schlupf auftritt.
Wirkung Differenzial vs. Differenzialsperre bei Fronttrieblern
In Fahrzeugen ohne Differenzialsperre teilt das Differenzial bei Kurvenfahrten dem kurvenäußeren Rad dasselbe (niedrigere) Antriebsmoment zu wie dem entlasteten kurveninneren Rad. In der Folge schiebt das Fahrzeug bei höheren Geschwindigkeiten über die Vorderachse geradeaus. Ein Sperrdifferenzial leitet das Antriebsmoment vom kurveninneren Rad auf das Rad mit der besseren Bodenhaftung, dem äußeren, um und verbessert so die Traktion.
Funktionsprinzip der Differenzialsperre im neuen VW Golf GTI
Die von Borg Warner entwickelte Vorderachs-Differenzialsperre im neuen VW Golf GTI „Performance“ nutzt konstruktiv ein Lamellenpaket, das zwischen der rechten Seitenwelle und dem Differenzialkorb angeordnet ist. Der zum Betätigen der Lamellen benötigte hydraulische Druck wird von einer elektromotorisch angetriebenen Hubkolbenpumpe erzeugt. Das so bereitgestellte Sperrmoment ist proportional zum hydraulischen Druck vorhanden. Die Regelung des hydraulischen Drucks erfolgt über die Pumpendrehzahl, die durch ein Steuergerät vorgegeben wird. Dieses Steuergerät errechnet aus zahlreichen Parametern – unter anderem den Raddrehzahlen, der Fahrzeuggeschwindigkeit, der Gierrate und der Querbeschleunigung – das ideale Sperrmoment.
Erkennt das Steuergerät an einem der Vorderräder Antriebsschlupf, wird durch das Betätigen der Lamellen das Antriebsmoment vom Rad mit dem niedrigeren Grip-Level auf das Rad mit dem höheren Level umverteilt. Das maximale Sperrmoment beträgt 1.600 Nm – so kann im Bedarfsfall das gesamte Antriebsmoment über nur ein Vorderrad abgesetzt werden; das entspricht einer Sperrwirkung von 100 Prozent. Dadurch wird auch bei schwierigen Fahrbahnbedingungen und in Abbiegesituationen die für ein frontgetriebenes Fahrzeug maximale Traktion erzielt.
Torque-Vectoring-Effekt
Beim Beschleunigen aus der Kurve heraus wird das Antriebsmoment am kurvenäußeren Rad erhöht. Es entsteht eine asymmetrische Antriebskraftverteilung, die der dynamischen Radlastverteilung entspricht. Durch diesen sogenannten „Torque-Vectoring-Effekt“ wird das Beschleunigungsuntersteuern reduziert. Folge: Der Golf GTI Performance bleibt neutral und folgt präzise der Ideallinie. Das vorhandene Grip-Level wird optimal genutzt. Dadurch kann der Fahrer im Scheitelpunkt der Kurve wesentlich forcierter das Gaspedal betätigen; in der Folge ist die Geschwindigkeit des Golf GTI Performance am Ausgang der Kurve deutlich höher.
In hochdynamischen Situationen, wie dem schnellen Durchfahren von Wechselkurven, unerwarteten Ausweichmanövern oder bei Lastwechseln wird die Vorderachs-Differenzialsperre zur Dämpfung der Gierbewegung eingesetzt. Bei einem Übersteuern erzeugt die Vorderachs-Differenzialsperre ein stabilisierendes Giermoment; deshalb können ESC-Eingriffe sanfter und später erfolgen und mitunter sogar ganz vermieden werden.
Das „Performance“-Paket sollte ambitionierten Fahrern schon allein wegen der elektronischen Differenzialsperre den Aufpreis von 1.125 Euro wert sein.
[Bilder: VW]