Die Webasto-Strategie

„Die Webasto Gruppe blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2016 zurück und ist für die Zukunft gut gerüstet“, erklärte Dr. Holger Engelmann, Vorsitzender des Vorstands, Webasto SE, beim Jahrespressegespräch des Automobilzulieferers in München. Gleichzeitig verriet der CEO Details der Webasto-Strategie.

Holger-Engelmann-Webasto-Strategie

Zunächst durfte Engelmann gute Zahlen verkünden. 2016 erzielte Webasto erstmals in der Firmengeschichte einen Umsatz von über drei Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Umsatz um acht Prozent von 2,9 Milliarden auf rund 3,2 Milliarden Euro. Wechselkursbereinigt lag das Wachstum sogar bei zehn Prozent. Mit einem Ebit von 206 Millionen Euro (2015: 167 Millionen Euro) legte Webasto auch beim Ergebnis deutlich zu – um gut 23 Prozent. Die Umsatzrendite 2016 betrug 6,5 Prozent nach 5,7 Prozent im Vorjahr.

Den größten Umsatzanteil erwirtschaftete 2016 erneut der Geschäftsbereich für Schiebe- und Panoramadächer: Sunroofs & Components hatte mit rund 2,4 Milliarden Euro einen Anteil von 74 Prozent amGruppenumsatz. Mit gut 300 Millionen Euro bzw. 10 Prozent trug der Geschäftsbereich Convertibles (Cabriodächer) zum Gesamtumsatz bei. Der Geschäftsbereich Thermo & Comfort erreichte mit Heiz- und Klimasystemen einen Umsatz von 500 Millionen Euro, was 16 Prozent des Gesamtumsatzes entspricht.

Webasto-Umsatz

„In unserem Kerngeschäft sind wir weltweit sehr gut aufgestellt“, sagte Engelmann mit Blick auf die einzelnen Regionen: Die Region Americas mit den USA, Mittel- und Südamerika, entwickelt sich stabil mit guten Perspektiven. Ein wesentlicher Teil des globalen Umsatzes wird nach wie vor in Europa erwirtschaftet. Die stärkste Dynamik verzeichnet der größte Einzelmarkt, China. Dort steigt die Nachfrage nach Schiebedächern und vor allem großflächigen Panoramadächern weiter ungebrochen. Daher baut Webasto sein Produktionsnetzwerk in China in den nächsten Jahren weiter aus. Zuletzt wurde Anfang Mai ein neuer Standort in Baoding (Provinz Hebei) eingeweiht. Somit lag 2016 auch der Schwerpunkt der Investitionen neben Europa auf China.

150 Millionen Euro steckte der Automobilzulieferer weltweit insgesamt in den Ausbau von Gebäuden und Anlagen. Weitere 220 Millionen Euro flossen in Forschung und Entwicklung. Engelmann: „Wir richten den Fokus gezielt auf Standardisierung und Effizienz. Damit können wir unseren Kunden eine sehr breite Produktpalette mit einem hohen Individualisierungsgrad anbieten und gleichzeitig unsere Produktivität erhöhen.“

Webastos Doppelstrategie zahlt sich aus

„Unsere Doppelstrategie, bestehend aus den Säulen ‚Strengthening‘ und ‚Participating‘, zahlt sich aus“, betonte Engelmann und erläuterte: „Wir stärken zum einen konsequent unsere Kerngeschäftsfelder. Zum anderen erschließen wir neue Geschäftsfelder, die zu unserem Kompetenz-Profil passen und Lösungen für Megatrends in der Mobilität bieten.“

Webasto-Doppelstrategie

Seine Kerngeschäftsfelder stärkt Webasto unter anderem durch neue Technologien und Produkte. So erweitert das Unternehmen kontinuierlich sein Produktangebot an Hochvoltheizern (HVH). Vor allem durch die Elektromobilität sieht Engelmann hier großes Potenzial für die nächsten Jahre. Denn im batteriebetriebenen Fahrzeug ist das Heizsystem kein ‚nice to have‘ sondern ein ‚must have‘. Darüber hinaus ist für alle Geschäftsbereiche und Produktgruppen der gezielte, teilweise Ausbau der Fertigungstiefe wichtig. Engelmann: „Elektronik-Know-how ist für uns strategisches Know-how. Der Zukauf eines Herstellers für Elektronikkomponenten Anfang diesen Jahres war für uns ein logischer strategischer Schritt.“

Webasto-Hochvoltheizer Webasto

Im Sinne von ‚Participating‘ konzentriert sich Webasto mit seinem neuen Geschäftsbereich Webasto E-Solutions & Services auf die Entwicklung und  Produktion von Batteriesystemen und Ladelösungen für private Pkw und Dienstwagenflotten. „Als innovativer globaler Systempartner der Automobilindustrie ist es wichtig auf Basis der eigenen Kompetenzen in den Zukunftsmarkt der Mobilität zu investieren. Dort liegt für uns alle das Geschäft der Zukunft“, machte Engelmann deutlich.

Webasto-Strategie E-Solutions Services

Unternehmenskultur: Weitere Säule des langfristigen Erfolgs

Eine weitere Säule für die erfolgreiche Weiterentwicklung von Webasto ist die Firmenkultur. Im Unternehmensprogramm ONE Webasto wurde unter anderem die Zusammenarbeit über alle Geschäftsbereiche und Standorte hinweg definiert. „Wobei es nicht reicht, eine Unternehmenskultur niederzuschreiben und vorzustellen,“ kommentierte Engelmann. „Das Wichtigste ist, die Werte in den Alltag zu integrieren. Das kann man nicht anordnen, dazu braucht es Förderung, Vorleben, Begeisterung und auch Zeit.“

Wie die jüngste weltweite Mitarbeiterbefragung zeigt, ist die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen groß, und die Integration der Unternehmenskultur befindet sich auf einem guten Weg. „Damit das so bleibt, arbeiten wir kontinuierlich an der Implementierung unserer Unternehmenskultur und verbessern letztlich so auch unsere Position im Wettbewerb um Mitarbeiter und Kunden,“ erklärte Engelmann.

Optimistischer Blick nach vorn

Webasto ist sowohl bei Umsatz und Ergebnis sehr gut ins Geschäftsjahr 2017 gestartet. Darüber hinaus lag der Auftragsbestand zum Ende des ersten Quartals bei 13,6 Milliarden Euro. Das waren 2,7 Milliarden Euro mehr als zum gleichen Zeitpunkt 2016. Daher blickt das Unternehmen trotz der Volatilität der Automobilbranche und der geopolitischen Unsicherheiten positiv in die Zukunft. „Wir befinden uns auf Kurs, unser selbst gestecktes Umsatzziel von 5 Milliarden Euro bis 2020 zu erreichen und verfügen über ein solides Finanzfundament für weitere strategische Investitionen und Akquisitionen“, so Engelmann.

Webasto-Strategie Umsatzziel 2020

[Quelle, Bilder: Webasto]

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