Automobile mit Allradlenkung sind nach wie vor regelrechte Exoten. Zuletzt brachten 2009 und 2010 Renault und BMW PKW mit Hinterachslenkung auf den Markt. Im neuen GT3 auf 991-Basis setzt Porsche nun auf die querdynamischen Vorteile einer gelenkten Hinterachse.
Das System im 911 GT3 besteht aus zwei elektromechanischen Aktuatoren, die anstelle der konventionellen Spurlenker links und rechts an der Hinterachse eingesetzt werden. Der Lenkwinkel der Hinterräder kann damit je nach Geschwindigkeit um bis zu rund 1,5 Grad verändert werden. Bei Geschwindigkeiten bis zu 50 km/h lenkt das System die Hinterräder beim Einschlagen der Vorderräder in entgegengesetzter Richtung ein. Der 911 GT3 soll ein dynamischeres Einlenkverhalten ermöglichen, durch die virtuelle Radstandsverkürzung von rund 150 Millimetern sollen zudem Agilität und Alltagstauglichkeit verbessert werden, der Wendekreis kleiner, Rangieren und Einparken erleichtert werden.
Höhere Querdynamik und „virtuelle Radstandsverlängerung“
Bei Geschwindigkeiten über 80 km/h lenkt das System die Hinterräder parallel zu den eingeschlagenen Vorderrädern. Dies soll geometrisch zu einer virtuellen Radstandsverlängerung von rund 500 Millimetern und damit zu einer Erhöhung der Fahrstabilität führen. Gleichzeitig soll der durch den Lenkimpuls des Fahrers ausgelöste Seitenkraftaufbau an der Hinterachse schneller als bei einer ungelenkten Hinterachse erfolgen, was zu einem spontaneren und harmonischeren Einleiten der Richtungsänderung führen soll.
Durch diese Variabilität soll die Hinterachslenkung ihren Beitrag dazu leisten, den fahrdynamischen Zielkonflikt zwischen Agilität und Fahrstabilität zu entschärfen. Damit hat die Hinterachslenkung auch einen entscheidenden Anteil an den laut Porsche weiter verbesserten Rundenzeiten auf dem Nürburgring.
Konsequenter Leichtbau
Das Fahrwerk des neuen 911 GT3 ist weitgehend eine Neuentwicklung, basierend auf dem Chassis des 911 Carrera, jedoch mit 30 Millimeter Tieferlegung. Das variable Dämpfungssystem PASM mit zwei vorwählbaren Kennfeldern in einer spezifischen Abstimmung gehört wie beim Vorgänger zur Serienausstattung. An der Vorderachse sollen eigenständige Radträger sowie größere Radlager und Naben Stabilität und Belastbarkeit erhöhen. Konsequenter Leichtbau führte laut Porsche darüber hinaus zum Einsatz leichterer Federn und Dämpferbeine mit Aluminium-Außenrohr. Beide Maßnahmen sollen eine Gewichtsreduzierung um über drei Kilogramm gegenüber den Standardbauteilen erreichen.
Auch die Mehrlenker-Hinterachse wurde für den 911 GT3 weitgehend neu entwickelt. Eigenständige Radträger und Radnaben sowie größere Radlager sollen auch hier die Stabilität und Belastbarkeit verbessern. Der Hilfsrahmen des GT3 einschließlich der Seitenteile und Querträger besteht aus Aluminium-Hohlguss, der neben einer Gewichtseinsparung um rund 3,9 Kilogramm auch eine erhöhte Belastbarkeit mit sich bringen soll.
[Bilder: Porsche]